"ADHS im Klassenzimmer"

Ein Kooperationsprojekt mit der Philipps-Universität Marburg, der Universität Wien und dem LBG Open Innovation in Science Center

Hintergrund des Projekts und Fragestellungen

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört mit einer Häufigkeit von ca. 5 % zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Die Störung zeichnet sich durch erhöhte Unaufmerksamkeit, motorische Unruhe und Impulsivität aus. Die Symptome führen insbesondere ab der Einschulung zu Schwierigkeiten und verursachen oft einen großen Leidensdruck bei den betroffenen Kindern, Eltern und auch Lehrkräften.

Erfreulicherweise gibt es eine Vielzahl evidenzbasierter und wissenschaftlich gut evaluierter Interventionen für Lehrkräfte im Umgang mit Kindern mit ADHS. Dazu zählen auch leicht handhabbare Maßnahmen, wie zum Beispiel die Platzierung der Kinder im Klassenzimmer oder der Einsatz gezielter Regelsysteme. Im Schulalltag gelangen diese Interventionen jedoch nur selten in die Klassenzimmer. Hieraus ergeben sich folgende Fragestellungen:

1. Warum finden gerade die wirksamsten Ansätze bei ADHS im Kindes- und Jugendalter - die schulbasierten Interventionen - nicht den Weg in die alltägliche Praxis?

2. Was machen Lehrkräfte mit ADHS-typischen Symptomen im Klassenzimmer und woran scheitert die Umsetzung von effektiven Klassenraumintervention?

3. Wie entsteht die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischer Anwendung?

4. Ist das Wissen aus der Forschung so aufgearbeitet und verbreitet, dass Lehrkräfte und Eltern überhaupt ausreichend informiert sind? 

Ziele und Umsetzung

Um diese Fragestellungen im deutschsprachigen Raum zu untersuchen, wurde das internationale Open Science-Projekt "ADHS im Klassenzimmer" gegründet. Es handelt sich um eine Forschungskooperation unserer Arbeitsgruppe mit der Philipps-Universität Marburg (Prof. Dr. Hanna Christiansen, Dr. Mira-Lynn Chavanon) und dem Open Innovation in Science Center (OIS) der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (Dr. Benjamin Missbach).

Zur Beantwortung der Fragestellungen ist die Einschätzung und Wahrnehmung von relevanten Zielgruppen erforderlich:

a) Lehrkräfte

b) betroffene Kinder und Jugendliche

c) Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen 

Um diese Zielgruppen aussagekräftig zu befragen, hat das Forscherteam in Marburg eine erste Bedarfsanalyse mittels Interviews mit den Zielgruppen durchgeführt. Daran anknüpfend haben Fokusgruppeninterviews in Wien stattgefunden. Aus diesen Erkenntnissen ist ein Online-Survey entstanden, der momentan in Zusammenarbeit mit der Marburger und Wiener Arbeitsgruppe sowie dem OIS großflächig in den drei Zielländern (Österreich, Deutschland und der Schweiz) zum Einsatz kommt.  

Open Innovation in Science-Ansatz

Im Zentrum dieses Projekts steht die Befragung der betroffenen Personen mit dem Ziel, neue Forschungsfragen und Hypothesen zu generieren. Entsprechend dem Open Innovation in Science-Ansatz sollen diese Fragestellungen nicht nur aus dem wissenschaftlichen Diskurs entstehen, sondern insbesondere aus den praktischen Erfahrungen relevanter Zielgruppen (sog. "Crowdsourcing"). Der Forschungsprozess soll also nach außen hin geöffnet werden und ermöglicht es damit den Personen, die potenziell von der Forschung profitieren, Wissen und Ideen für relevante und insbesondere innovative Fragestellungen bereitzustellen.

Aktuelles

Studierendengruppe in Marburg

Das Seminar mit den Wiener Studierenden ist für das Kooperationsprojekt nach Marburg gereist.