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ADHS im familiären Kontext

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), charakterisiert durch die Kardinalsymptome Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität, gehört mit einer Prävalenz von rund 5% zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Die ADHS-Symptome wirken sich nicht nur auf das betroffene Kind, sondern auch auf die gesamte Familie und das soziale Umfeld aus. Die Forschung geht von bidirektionalen Effekten zwischen familiären Konflikten und kindlicher ADHS aus, so können nicht nur die ADHS-Symptome familiäre Interaktionen beeinträchtigen, sondern destruktive familiäre Konflikte umgekehrt auch Einfluss auf die kindliche ADHS-Symptomatik nehmen. Eltern von Kindern mit ADHS berichten oftmals von erhöhtem Erziehungsstress, geringerer Partnerschaftszufriedenheit, verringertem familiären Zusammenhalt und häufigeren Konflikten und Spannungen (sowohl in der Partnerschaft als auch in Eltern-Kind- und Geschwisterbeziehungen). Erhöhter Erziehungsstress kann die Qualität einer Partnerschaft negativ beeinflussen, diese negativen Effekte können aber durch dyadisches Coping (partnerschaftliche Stressbewältigung) verringert werden. Bei Eltern von Kindern mit ADHS, scheint sich speziell die Reduktion negativer dyadischer Copingformen förderlich auf die Partnerschaftsqualität auszuwirken. Die präventive Stärkung der Paarbeziehung kann bei Eltern von Kindern mit ADHS besonders indiziert sein, generell sollten Behandlungsansätze bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS familiäre Beziehungen berücksichtigen und Familienmitglieder in die Behandlung miteinschließen.

Dieser Schwerpunkt beschäftigt sich mit folgenden Fragestellungen:

o   Bedeutung familiärer Interaktionen und Konflikte für die Aufrechterhaltung und den Verlauf von ADHS-Symptomen:
Wie hängen familiäre Interaktionen und kindliche ADHS-Symptome im alltäglichen Familienleben zusammen? Gibt es längsschnittliche Zusammenhänge? Welche Auswirkungen haben familiäre Konflikte (Partnerschaft, Eltern-Kind-, Geschwisterkonflikte) auf die Symptomatik?

o   Auswirkungen der ADHS-Symptomatik auf familiäre Beziehungen:
Welchen Einfluss nehmen die ADHS-Symptome auf das Stresserleben der Eltern? Welche Auswirkungen haben die ADHS-Symptome auf familiäre Interaktionen, Beziehungsqualitäten, das Konfliktniveau und die Konfliktkommunikation?

o   Stresspuffernde Wirkung des dyadischen Copings bei Eltern von Kindern mit ADHS:
Wie wirkt sich Erziehungsstress auf die Partnerschaftsqualität von Eltern mit Kindern mit ADHS aus? Wird der Zusammenhang zwischen Erziehungsstress und Partnerschaftsqualität bei Eltern von Kindern mit ADHS durch dyadisches Coping moderiert?

Ausgewählte Publikationen zu diesem Forschungsschwerpunkt:

  • Schirl, J., Ruth, E., & Zemp, M. (2022). The moderating role of dyadic coping in the link between parenting stress and couple relationship quality in parents of children with ADHD. International Journal of Applied Positive Psychology. doi.org/10.1007/s41042-022-00082-2
  • Zemp, M., & Schirl, J. (2021). Warum ADHS im Kindes- und Jugendalter eine Familienangelegenheit ist: Zusammenhänge zwischen familiären Konflikten und kindlicher ADHS. Familiendynamik, 46(3), 224-233. doi.org/10.21706/fd-46-3-224