Recovery matters!
Familie als Genesungskontext nach stationären Psychiatrieaufenthalten
Kinder und Jugendliche mit besonders belastenden psychischen Störungen werden oft stationär behandelt, weil dort eine intensivere Behandlung und Betreuung möglich ist. Trotzdem wird dieses Angebot oft als „Drehtür“ beschrieben, weil bei ca. einem Drittel der Patient*innen nach zeitweiser Stabilisierung eine erneute stationäre Aufnahme nötig wird. Als Antwort darauf wird unter anderem zunehmend auf alltagsnahe Behandlungsformen fokussiert, die das natürliche Umfeld der Patient*innen stärker berücksichtigen und einbeziehen. Betroffene nennen trotz solcher Bemühungen weiterhin Schwierigkeiten im Familiensystem beim Übergang aus der stationären Behandlung als besondere Herausforderung.
Dieser Forschungsschwerpunkt legt den Fokus daher auf den familiären Kontext, in den Kinder und Jugendliche nach einem stationären Aufenthalt zurückkehren. Die übergreifende Fragestellung ist, wie Familien in dieser Zeit unterstützt werden können und welche Risikofaktoren, Ressourcen und Bedürfnisse sich im Kontext des unmittelbaren Betreuungsfeldes identifizieren lassen. So sollen Ansatzpunkte gefunden werden, die sowohl bereits bei der Entlassung berücksichtigt werden können, als auch über hilfreiche Unterstützungsangebote für Familien in der Übergangszeit informieren. Darunter fallen:
o Familiensystemische Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung und Chronifizierung von psychischen Störungen:
Leistet die Qualität der Familienbeziehungen einen Beitrag zu günstigen bzw. ungünstigen Entwicklungen im Jahr nach einer Entlassung? Wie beeinflussen fortbestehende kindliche Probleme die elterliche Belastung und deren Interaktionen? Zeigen Kinder und Jugendliche in sozioökonomisch benachteiligten Familien besonders riskante Verläufe?
o Familiäre Ressourcen im Umgang mit kindlichen Problemen:
Welche (elterlichen) Eigenschaften und Ressourcen verhindern negative Eltern-Kind-Interaktionsmuster? Welche Rolle kommt individuellen und gemeinsamen Bewältigungsressourcen zu?
o Erlebte Herausforderungen und Unterstützungen im Familienumfeld:
Welche Herausforderungen und Unterstützungen erleben stationär behandelte Kinder und Jugendliche und ihre Familien nach ihrer Entlassung im Familienumfeld? Welche familienfokussierten Angebote werden wie genutzt? Wie werden diese wahrgenommen?